„Gut unterwegs- in Sachen Gleichstellung“

findet Norbert Tessmer, Oberbürgermeister der Stadt Coburg. Coburg war für den Gender Award- Kommune mit Zukunft 2018 nominiert

 

BAG: Was hat für Sie als Oberbürgermeister die Nominierung bedeutet?

Norbert Tessmer: Die Gleichstellungsarbeit ist bei uns seit vielen Jahren etabliert. In diesem Bereich sind wir gut unterwegs. Dass Gleichstellung bei uns eine wichtige Rolle spielt, zeigt sich schon an Entwicklungen in unserer Verwaltung: Gestartet sind wir mit einer ziemlich männlich dominierten Verwaltungsspitze. Inzwischen haben wir eine Kämmerin, Bürgermeisterin und Amtsleiterinnen in verschiedenen Bereichen. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass wir alle fünf Jahre ein Gleichstellungskonzept verabschieden. Aber es ist natürlich auch ein langer Weg, denn: Rollenbilder und Rollenverständnisse ändern sich nur langsam. Die Teilnahme am bundesweiten Preis „Gender Award“ ist natürlich immer etwas Besonderes. Alle Interessierten schauten auf die Veranstaltung. Die Bewerbung fand auch über das Rathaus hinaus Beachtung, weil wir eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit vollzogen haben. Es gab wegen der Nominierung beispielsweise einen längeren Radiobeitrag zu unserer Gleichstellungsarbeit im Bayrischen Rundfunk. Wir hatten durchweg positive Reaktionen auf unsere Bewerbung – die  öffentliche Wirkung war wirklich enorm.

BAG: Glauben Sie, dass ein solcher Preis für Kommunen wichtig ist?

Auf jeden Fall, denn er motiviert und hat uns dazu gebracht, die guten Beispiele bewusst zu machen – gerade im Bereich Gleichstellung sollten wir mit guten Beispielen vorangehen.

BAG: Letztendlich gehörte ihre Stadt nicht zu den Siegerkommunen: Wie war das für Sie?

Wir waren schon ein klein wenig enttäuscht, aber das geht natürlich aufgrund der hervorragenden weiteren Bewerbungen in Ordnung. Wir waren aber zumindest unter den Besten dabei. Ich glaube, es ist für kleine Kommunen schwer, mit den großen zu konkurrieren, da diese ganz andere Ressourcen haben. Ich würde mir verschiedene Kategorien wünschen, damit auch kleinere Kommunen eine Chance haben.

BAG: Werden Sie sich trotzdem nochmal bewerben?

Natürlich, wenn wir die entsprechenden Ressourcen haben: immer wieder gerne!

BAG: Welche Rolle spielt Gleichstellung von Mann und Frau für Sie als Oberbürgermeister?

Gleichstellungsarbeit ist wichtig, um die Ausgewogenheit sowie die Teilhabe aller Geschlechter voranzutreiben. Wir wollen als Stadt aktiv zur Gleichstellung von Männern und Frauen beitragen. Bei allen Erfolgen gibt es doch immer noch Nachholbedarf in verschiedenen Bereichen. Gleichstellung ist und bleibt ein Querschnitts- und Zukunftsthema.

BAG: Was tun Sie in Coburg konkret, um die Gleichstellung weiterzuentwickeln, sie zu befördern?

Wir haben ein Kontakthalteprogramm für werdende Eltern, um den Wiedereinstieg zu erleichtern sowie Mentoringprogramme für Jungen und Mädchen. Über unser Bündnis für Familie beraten wir Unternehmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und wir fördern gezielt Frauen, damit sie sich für Führungspositionen bewerben.

BAG: Welche Herausforderungen, welche neuen Ansätze sehen Sie für die Gleichstellungsarbeit?

Wir wollen weiter daran arbeiten, dass die Führungsetage innerhalb der Stadtverwaltung weiblicher wird. Dafür braucht es mehr Austausch der Frauen in Führung. Wir brauchen noch mehr Fördermaßnahmen, um Frauen zu motivieren, sich für Leitungsaufgaben und auch politische Gremien zu bewerben. Auf der anderen Seite wollen wir zum Beispiel auch Männer motivieren, in Elternzeit zu gehen. Wir laden dazu zum Beispiel die Väter zum sogenannten Elternzeittreffen ein. Beim letzten Mal waren dann auch erstmals Väter dabei. Sie berichteten über Erfahrungen in der Elternzeit, die auch für das Berufsleben wertvoll sind. Da gibt es noch Luft nach oben.