Laudatio auf die Stadt Mannheim

Preisverleihung Gender Award – Kommune mit Zukunft 2023

2. Preisträgerin in der Kategorie Großstadt

Laudatio 

Von Maria Unger, Bürgermeisterin, a.D., Gütersloh

 

Sehr geehrte Frau Ministerin Paus,

liebe Preisträgerinnen, liebe Jurykolleg*innen, liebes BAG-Team,

liebe Mannheimer*innen,

„Riwwer iwwer die Brick, de Mannemer Neckarbrick- Joy Flemming - diesen Neckarbrückenblues kennen sicher alle hier im Raum und verbinden diese leider schon verstorbene wunderbare Sängerin mit der Quadratestadt Mannheim.

Ich verbinde Mannheim u.a. auch mit der Buga 1975 - ja Sie haben richtig gehört - mit der Buga 1975, dem Herzogenried- und dem Luisenpark. Und in 2023 darf Mannheim wieder eine Bundesgartenschau durchführen, ein ganz besonderes Highlight für eine Stadt. Und ein Besuch der Gartenschau steht jetzt schon für mich auf unserem Jahresprogramm.

Die Laudatio für den 2. Preisträger „Mannem“ in der Kategorie „Kommunen über 100.000 Einwohner*innen“ habe ich sehr gerne übernommen, zumal ich in den 70iger Jahren 4 Berufsjahre in der Quadratestadt verbringen durfte.

Eine berühmte Frauenpersönlichkeit, die in der Stadt gewirkt hat, war Constanze Weber, Sopranistin, Pianistin, Ehefrau von Wolfgang Amadeus Mozart. Auf der Liste der Ehrenbürger*innen steht sie nicht. Seit 1820 ff wurde diese Ehrung 43 mal verliehen, darunter nur an 2 Frauen. Julia Lanz und Anna Reiß. Julia Lanz war Unternehmergattin, Mutter von 4 Kindern, engagierte sich für wohltätige Zwecke, sei es für arbeitslose Frauen, für die Förderung des Gesundheitswesens oder der Frauenheilkunde. Bereits mit 17 Jahren trat sie in den Badischen Frauenverein ein. Bezüglich der weiblichen Ehrenbürger*innen ist da sicher noch Luft nach oben.

Liebe Mannheimer und Mannheimerinnen, Warum haben wir uns in der Jury für Sie entschieden, was hat uns ganz besonders überzeugt? Warum haben Sie den 2. Preis - gemeinsam mit der Stadt Köln - in der Kategorie größerer Städte erhalten? Mehrere bedeutende Projekte/Aktionen/Handlungen waren es, die uns überzeugt haben. Sie haben als Stadt den Beitritt zur Europäischen Gleichstellungscharta mit vielen Veranstaltungen flankiert und dabei auch Bürger*innen stark eingebunden, (150 Teilnehmer*innen aus 55 Organisationen). Ihr Aktionsplan zur Charta in Form eines Projektkataloges ist mit 22 Projekten in sieben Wirkungsfeldern breit aufgestellt und Teil des Leitbildes der Stadt Mannheim. Ganz besonders hat der Jury gefallen, dass Sie als Stadt zusätzlich zu Ihrer Referentinnenstelle für das Thema Gewalt und Menschenhandel auch eine Stelle für die Umsetzung der IstanbulKonvention eingerichtet haben. Und auch in Sachen innovative Ideen haben Sie einiges zu bieten: Das im Jahr 2019 eingerichtete Mannheimer FrauenNachtTaxi befördert Frauen und Mädchen ab 14 Jahren ganzjährig zwischen 22:00-06:00 Uhr zu einem um 6 Euro reduzierten Fahrpreis zu jedem gewünschten Zielort. Lediglich der Start muss innerhalb der Stadtgrenzen liegen. Die Stadt finanziert diese Aktion in Höhe von 275.000 Euro jährlich aus Haushaltsmitteln.

Beeindruckt hat uns außerdem der FrauenKulturRat, einem bundesweit einzigartigen Modell. Der FrauenKulturRat besteht aus weiblichen Führungskräften aus wichtigen Kultur-, Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen, der Wirtschaft und der Freien Szene der Stadt. Fokussiert auf Genderaspekte nimmt er Einfluss auf kulturpolitische Entscheidungen. Der FrauenKulturRat konstituierte sich im Jahre 2002, er besteht schon über 20 Jahre. Zu erwähnen ist auch in diesem Zusammenhang das Diskussionsformat des „Clubs der unmöglichen Fragen“. Mit diesem offenen Dialogformat - so Ihre Beschreibung - regen Sie die Bürgerschaft der Metropolregion zu einem kontinuierlichen Austausch über Frauenleben an und laden zur aktiven Beteiligung an essentiellen und kontroversen Fragestellungen ein. Mir ist im Zusammenhang mit der Laudatio noch wichtig, das „Feministische Barcamp Mannheim“ zu erwähnen. Sie haben dieses Format anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Frauenwahlrechtes in 2019 eingeführt. Ein Barcamp ist eine freie Konferenz und wird aktiv von den Teilnehmenden selbst gestaltet, indem sie die Inhalte mitbestimmen und eigene Workshops, Vorträge und Diskussionsbeiträge anbieten. 120 Menschen allen Alters und aller Geschlechter haben am 1. Camp teilgenommen. Sehr erwähnenswert ist auch Ihre Arbeit im Bereich der internen Gleichstellungsarbeit. Hier punkten Sie vor allem mit 27 dienststellenspezifischen Chancengleichheitsplänen, die die Spezifika der einzelnen Dienststellen berücksichtigen.

Und „last but not least“: Bei der internen Arbeit des Gleichstellungsteams punkten Sie ebenso mit dem Format „Lunch and Learn“ für Frauen aus allen drei Führungsebenen. Viermal im Jahr bieten Sie eine kollegiale Supervision an, ergänzt durch Blitzreferate, die das Themenspektrum Führung im Blick haben. Ich finde es als eine ehemalige Verwaltungsleiterin vom Arbeitgeber Stadt Mannheim sehr entgegenkommend, dass diese Treffen zwar in der Mittagszeit stattfinden, aber optional als Arbeitszeit angerechnet werden können. Innovativ ist auch die Einführung einer Equaltity Balance Scorcard“, die unter anderem die Erstellung eines jährlich erscheinenden „Gender Reports“ ermöglicht. Es gäbe noch einiges zu der hervorragenden Gleichstellungsarbeit der Stadt Mannheim zu sagen. Aber: Es gibt eine Konditionsformel: „Dein Vortrag soll nicht länger dauern, als du auf einem Bein stehen kannst“. Diese Formel habe ich längst gebrochen.

Liebe Mannheimer und Mannheimerinnen, ich gratuliere Ihnen, dem Gleichstellungsteam, dem Oberbürgermeister Peter Kurz von ganzem Herzen im Namen der Jury, im Namen der BAG zum 2. Preis GenderAward - Kommune der Zukunft - . Ich wünsche Ihnen weiterhin für uns alle sehr viele innovative Ideen im Sinne der Gleichstellung und dafür auch immer die nötigen finanziellen Mittel.

 „Alla uffbasse!!!,“ Lassen Sie nicht nach! Bleiben Sie dran!!

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