Laudatio auf die Stadt Nürnberg

Preisverleihung Gender Award- Kommune mit Zukunft 2023

1. Preisträgerin in der Kategorie Großstadt

Laudatio

Von Renate Sternatz, DGB, Hessen- Thüringen, stellvertretende Vorsitzende

Im Jahr 2018 war ich als Vertreterin der Gewerkschaft ver.di zu einer Diskussion mit dem Oberbürgermeister und den Fraktionen zum Thema „Stärkung der Gemeindefinanzen“. Am Ende der Veranstaltung erhielt ich das Buch „Das Käddala aus der Gartenstadt“.

Die Biografie von Käte Strobel, geschrieben von Nürnberger Schüler*innen setzt ihr damit ein Denkmal. Sie war Bundesministerin für Gesundheit und anschließend für Jugend, Familie und Gesundheit. In diesen Funktionen hat sie von 1969-1972 viel erreicht. Das BaföG, die Krebsvorsorge, den freien Zugang zu Verhütungsmitteln, mehr Rechte für Frauen und vieles andere mehr wurde in ihrer Amtszeit eingeführt. Käte Strobel war eine herausragende Frau und Nürnbergerin. Das Buch haben 14 Nürnberger Jugendliche aus acht Nationen – in einer dreijährigen Fleißarbeit der Recherche und des Schreibens - zusammen mit ihrer engagierten Lehrerin erstellt.

Aber warum erzähle ich das?
Weil es wichtig ist gesellschaftliche Entwicklungen, Ereignisse, Erfolge und die Rolle bedeutender Frauen und Politikerinnen – für mehr Gleichstellung - im demokratischen Gedächtnis zu halten. An diesem Beispiel ist deutlich erkennbar, hier verbindet sich beides.

Die Stadt Nürnberg ist in diesem Jahr Preisträgerin des Gender Award der großen Städte - herzlichen Glückwunsch.
Es gibt 3 wesentliche Gründe für die Verleihung des ersten Preises:

Gleichstellung der Geschlechter ist das gemeinsame Ziel
Die Besonderheit in Nürnberg ist, die gemeinsam getragene Überzeugung aller Akteur*innen, dass Gleichstellung der Geschlechter nur gemeinsam gelingen kann. Neben der Förderung von Frauen und dem Abbau geschlechtsspezifischer Diskriminierung werden auch Männer als Akteure und Adressaten von Gleichstellung wahrgenommen und angesprochen.  Überzeugt hat uns - die Jury - besonders das strukturelle Konzept für Gleichstellung in der Kommune und ihre Vernetzung innerhalb der Verwaltung.

Mehr Geschlechtergerechtigkeit und mehr Gleichstellung sind immer direkt mit Verteilungsfragen verbunden.
Letztendlich hängt alles am Geld, hier sind die größten Stellschrauben für mehr Gleichstellung. Gut ist, dass die Stadt erste Schritte unternommen hat, um zu prüfen ob und wie in der Zukunft Haushaltsmittel geschlechtergerechter verteilt werden könnten (z. B. Förderung von Initiativen, Sport, Arbeitsmarkt, Integration). Dazu wurde Gender Budgeting im Gleichstellungsaktionsplan verankert und erste Schritte in Teilbereichen des Haushalts einzelner Dienststellen berücksichtigt.

Würdigung und coole Ideen sind gefragt
Seit 1990 wird jährlich im Frauenmonat März abwechselnd der Frauenpreis verliehen bzw. der Frauenempfang veranstaltet. Mit dem Frauenpreis werden herausragende Leistungen von Frauen und Frauengruppen ausgezeichnet. Dabei geht es darum diejenigen zu würdigen die sich mit der Situation von Frauen, ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie ihrer Geschichte auseinandersetzen und neue Denkmuster und Handlungsformen z. B. Journalistik, Kultur, Politik, Wissenschaft und im ehrenamtlichen Bereich aufzeigen.
Im Bewerbungsbogen stand, dass der Frauenanteil im Stadtrat zwischen 33% bis 45% liegt. Ich dachte dies könnte ich hier genauer angeben, aber leider war die genaue Zahl online nicht zu finden.
Aber, damit sich mehr junge Frauen für die Politik begeistern, gab es ein „Speed Dating“ von jungen Mädchen/Frauen mit Politiker*innen.

Das passt!

Käte Strobel sagte einmal: „Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte.“

Und in Erweiterung dessen, muss es doch auch gelten, dass gesetzliche Regelungen (z. B. Elternzeit), institutionelle Angebote (z. B. wie Ganztagsbetreuung in Kitas und Horten) und betriebliche Regelungen notwendig sind, um die wichtigen Aufgaben der Sorgearbeit geschlechtergerechter gestalten zu können.

Das zeigt, dass es richtig und wichtig ist, dass die Stadt Nürnberg neben der Förderung von Frauen auch Männer als Akteure und Adressaten im Blick hat. So gab es bisher drei Väterwochen mit speziellen Angeboten für Männer mit Kindern. Seit 2016 gibt es einen Ansprechpartner für Männer. Mit dieser eigenen Ansprechperson trägt Nürnberg dazu bei, dass Gleichstellung ganzheitlich gedacht wird.

Hervorzuheben ist der intersektionale Ansatz für eine rassismuskritische und diskriminierungssensible Arbeit, durch die Verknüpfung von Gleichstellung und Antidiskriminierung.

Wir als Jury sind davon beeindruckt, dass im Stadtrat alle Ratsvorlagen einem Diversity Check unterzogen werden.  Und es gäbe jede Menge weiterer guter Initiativen, Maßnahmen und Angeboten die jedoch diesen Rahmen sprengen würden. Auch Käte Strobel wäre stolz auf die Weiterentwicklung der Gleichstellung in der Stadt Nürnberg.

Die Stadt Nürnberg und die vielen haupt- und ehrenamtlich Aktiven haben den ersten Preis des Gender Award zu Recht verdient. Vielen Dank für Ihr Engagement und herzlichen Glückwunsch.