Laudatio für Bochum

Preisverleihung Gender Award - Kommune mit Zukunft 2019 für die 2. Preisträgerin Stadt Bochum, Laudatorin: Ines Born, verdi

„Tief im Westen…, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser als man glaubt.“, so sang Herbert Grönemeyer über seine Heimatstadt. Bochum, mit 371.000 Einwohner*innen eine der größten Städte Deutschlands und einstige Heimatstadt des Bergbaus, befindet sich – wie das Ruhgebiet insgesamt – im Wandel. Merkmal der Stadt wird sicherlich dennoch der einstige Bergbau bleiben, symbolisch die Zeche oder der spiralförmige Turm des Bergbaumuseums. 

Persönlich verbindet mich mit Bochum nur der Bahnhof, den ich aus dem ICE-Fenster kenne, und die 1Live-Krone – einem Radiopreis mit einer jungen Zielgruppe, die vergangenen Donnerstag in Bochum verliehen wurde. Ein Shout-Out an Felix Lobrecht, der aus meiner persönlichen Sicht hier völlig verdient den Comedy-Preis absahnte.

Neben Kunst & Kultur, hat die Stadt Bochum auch in Sachen Gerechtigkeit zwischen Frauen und Männern viel zu bieten.

Der Anteil der Politikerinnen im Kommunalparlament beträgt 32 Prozent. Anteil der weiblichen Führungskräfte 40 Prozent. Bochum verankert die gleichstellungspolitischen Themen in der „Bochum Strategie 2030“ und führt damit das Gender Mainstreaming auf beeindruckende Weise weiter.

Gleichstellungsarbeit ist in Bochum in den Prozess strategischer Organisations- und Führungskräfteentwicklung eingebunden, dass beeindruckte uns als Jury. Zum Beispiel ist die Gleichstellungsbeauftragte Teil des „Change-Teams“, das grundlegende Veränderungen beispielsweise durch Digitalisierung begleitet. Bochum nimmt in diesem Feld die Auswirkungen auf die Gleichstellung von Frauen und Männern in den Blick und gestaltet den Prozess aktiv mit.

Der Frauenbeirat, ein freiwilliges politisches Gremium, erarbeitet u.a. Empfehlungen und Stellungnahmen zu geschlechterrelevanten Fragen, berät u.a. Ausschüsse und den Oberbürgermeister. Die vom Rat bestellten 11 Fachfrauen kommen aus bedeutenden gesellschaftlichen Bereichen und sind ein wichtiger Teil im Engagement der Stadt um Geschlechtergerechtigkeit.

Als Jury hat uns besonders gefallen, dass der Frauenbeirat externe Expertisen in Auftrag gibt, um seine Arbeit evaluieren zu lassen. Einen weiteren Pluspunkt sahen wir darin, dass Bochum eine der wenigen Städte ist, die „Gender“ als Basiskategorie definiert, in der auch die Intersektionalität ihren Platz hat.

Obwohl Bochum eine Stadt mit geringerem Finanzvolumen, im Vergleich z.B. zu München, ist, wird Diversity und Gleichstellung kreativ und strategisch in alle Planungsschritten aufgenommen. Auch die praktischen Umsetzungen gehen nicht verloren. Ein besonders Beispiel hierfür ist, dass „Eltern-Kind-Büro“ sowie das „mobile Kinderzimmer“. Im Notfall dürfen die Kinder mit zur Arbeit gebracht werden. Junge Väter werden außerdem motiviert, Familienaufgaben zu übernehmen. Es mutet einfach an, aber dennoch sind es genau diese vermeintlich „kleinen Dinge“, die vor allem Beschäftigten die Vereinbarkeit von Familie und Privatleben ermöglichen und in den kommenden Jahr weitaus an Bedeutung gewinnen werden.

Bochum - wohl verdient und: Weiter so.