"Rückenwind durch Gender Award!"

Maresa Kallmeier, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Herten, die beim 1. Gender Award 2016 auf den dritten Platz für ihre vorbildliche Gleichstellungsarbeit kam.

BAG: Welche Wirkung hatte der Preis nach innen?

Maresa Kallmeier: Es war schon ein echtes Erlebnis, dass Herten in Berlin mit dem Preis ausgezeichnet wurde. Besonders war natürlich, dass die Veranstaltung im Beisein der Staatsekretärin Elke Ferner im Bundesministerium stattfand. Kurz danach trat bei uns das Landesgleichstellungsgesetz (LGG)in Kraft. Hätte es den Preis nicht gegeben, wäre es schwieriger gewesen, das LGG umzusetzen. Der Preis hat dazu geführt, dass sich z.B. die Verwaltungsspitze für das Thema „Gleichstellung“ verantwortlich fühlt. Der Personalchef hatte an der Preisverleihung teilgenommen. Ich denke es war auch für ihn ein besonderes Erlebnis, das ihn stolz machte und motivierte, gemeinsam das Thema weiterzuentwickeln.

BAG: Wie wurde der Preis Außen wahrgenommen?

Die Politik war etwas empört, dass sie im Vorfeld nicht beteiligt waren. Die Vorsitzende des Gleichstellungsbeirats wäre zum Beispiel gerne mit nach Berlin gefahren, wenn sie gewusst hätte, dass wir zu den Preisträgern gehören.

BAG: Welche Effekte gab es außerdem?

Die Politik wurde verstärkt darauf aufmerksam, dass wir eine gute Arbeit leisten. Es wurde deutlich, dass wir gemeinsam die Gleichstellung voranbringen können und damit die Stadt besser und attraktiver – zukunftsfähig - machen. Der Preis hat meiner Einschätzung nach bewirkt, dass Politik Gleichstellungsarbeit mehr schätzt als vorher. Die Diskussionskultur zu Gender- und Gleichstellungsfragen hat sich positiv verändert. Alle fühlen sich diesen Zielen mehr verbunden. Sie begreifen es inzwischen als Querschnittsaufgabe. Beiratssitzungen machen wieder richtig Spaß. Sehr interessant war, dass mich junge Auszubildende auf den Preis angesprochen haben. Sie fanden es toll, dass ihre Stadt, ihre Arbeitgeberin Stadt Herten für fortschrittliche Gleichstellungsarbeit ausgezeichnet worden ist. Gerade in Zeiten, in denen wir um Nachwuchskräfte werben müssen, ist der Award für junge Leute ein überzeugendes Argument.

BAG: Was hat der Preis für Dich, als Gleichstellungsbeauftragte bedeutet?

Ich bin stolz und kann noch selbstbewusster das Thema Gleichstellung vertreten. Es gibt ein neues Selbstverständnis, ich finde anders Gehör mit meinen Themen und in meiner Funktion. Früher gab es Diskussionen, in denen Gleichstellung angegriffen wurde, wenn das jetzt passiert, habe ich den Preis im Kopf, es ist wie ein Schatz, der dazu führt, dass ich eine andere Haltung habe. Es gab so etwas wie einen AHA-Effekt bei der Politik, in der Verwaltung und beim wenige Monate vor der Bewerbung neu gewählten Bürgermeister. Für mich und meine Arbeit bedeutet das jede Menge Rückenwind und es ist durch den Gender Award gelungen, die Verbindung von Gleichstellung und Zukunftsfähigkeit zu etablieren und für mehr Akzeptanz zu sorgen. Der Preis war, obwohl er nicht dotiert ist wichtig und hat für Herten nachhaltig etwas verändert.

BAG: Was können wir verbessern?

Es wäre besser, im Vorfeld zu wissen, ob man zu den Preisträgerinnen gehört und welche Platzierung die eigene Stadt erreicht hat. Dann können wir unsere Verwaltungsspitze motivieren, mit nach Berlin zu fahren. Das könnte dem Event noch mehr Bedeutung geben. Außerdem können die Städte besser planen und auch die Pressearbeit kann besser vorbereitet werden. Der Zeitpunkt für die Bewerbung und für die Verleihung spielt eine wichtige Rolle, ich glaube, die Verleihung im Herbst ist besser, als im Frühling oder Sommer.Außerdem wünsche ich mir ein Branding, so etwas wie ein Logo, das wir für unsere Öffentlichkeitsarbeit nutzen oder als Signatur unter die städtische Korrespondenz setzen könnten. So könnten wir uns als Preisträgerinnen nach außen besser vermarkten.