Geburtshilfe muss grundlegend reformiert werden

Nach einem Speeddating mit Minister Lauterbach nimmt unser Bündnis Stellung zur Umsetzung eines Aktionsplans zum Nationalen Gesundheitsziel "Gesundheit rund um die Geburt". Pro Jahr gebären Frauen in Deutschland rund 800.000 Kinder. Geburtshilfliche Leistungen betreffen demnach jedes Jahr 1,6 Millionen Frauen und Kinder und haben lebenslange Auswirkungen auf die Frauen-und Familiengesundheit. Die Geburt ist der häufigste Grund ein Krankenhaus aufzusuchen-und zwar in allen Stufen der Versorgung. 
Das Ziel einer flächendeckenden Versorgung mit qualitätsgesicherter, frauzentrierter Geburtshilfe wird mit den derzeitigen Reformplänen weit verfehlt. Zudem ist die Regierung von der im Koalitionsvertrag versprochenen Umsetzung des Nationalen Gesundheitsziels Gesundheit rund um die Geburt weit entfernt. Hierzu unterbreitet diese Stellungnahme dringliche Vorschläge. 

Gute Geburtshilfe ist ein Frauenrecht und Grundbedürfnis von Frauen. Die Geburtshilfe muss sich primär an den Ressourcen der Frau ausrichten und gelingt nicht allein durch Finanzmittel und Stellenaufstockungen. Es ist erforderlich, der Geburtshilfe einen völlig neuen, seiner Bedeutung entsprechenden zentralen Stellenwert zu geben. In der Geburtshilfe ist die gesamte Breite von der physiologischen Geburt bis zur intensivmedizinischen Unterstützung der Gebärenden zu betrachten. Geburten können außerklinisch und in allen Leveln der Krankenhäuser stattfinden. Das Finanzierungssystem(DRGs), die Hierarchien und die Entscheidungsstränge im Krankenhaus, wie auch die Bedürfnisse und Bedarfe von Gebärenden sind dazu in den Blick zu nehmen. Dies wird sich auch auf die Motivation von Hebammen und Ärzt*innen zum Verbleib in der klinischen Versorgung auswirken. 
Das Bündnis Gute Geburt fordert die Bundesregierung auf, endlich den im Koalitionsvertrag vereinbarten Aktionsplan für das Gesundheitsziel Geburt zu erstellen. Der Aktionsplan ist eng an dem Gesundheitsziel Geburt mit seinem elaborierten, frau-,familien-und kindzentrierten Maßnahmenkatalog auszurichten. 
Die ausführliche Stellungnahme finden Sie im Downloadbereich.

Pressemitteilung

Berlin, 13. Juli 2022


Start ins Leben
„Bündnis Gute Geburt“ fordert grundlegende Reform der Geburtshilfe in Deutschland

In Berlin hat sich das „Bündnis Gute Geburt“ gegründet. Die fünf Gründungsorganisationen –
Arbeitskreis Frauengesundheit, Mother Hood, Deutscher Hebammenverband, Deutscher Frauenrat, Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen – fordern konkrete Verbesserungen und einen grundlegenden Kulturwandel in der Geburtshilfe, der Mutter und Kind ins Zentrum rückt. Das Bündnis will dazu nicht nur Akteur*innen in Gesundheitswesen und Politik ansprechen, sondern auch die Gesellschaft über den besonderen Wert einer Geburt unter respektvollen, menschenwürdigen und sicheren Bedingungen aufklären.

Das Bündnis reagiert damit auf die anhaltenden Missstände in der Versorgung von Frauen und
Familien rund um die Geburt und in den ersten Lebenswochen des Säuglings. Ihre Bedürfnisse
werden oftmals ignoriert. Viele Gebärende durchleben dadurch psychisch belastende oder
traumatische Geburten, die Frauen, Kinder und Familien prägen. Ebenso wirken sich massive
strukturelle Defizite und eine mangelhafte Personalausstattung negativ auf die Arbeit von Hebammen und Ärzt*innen aus, die auch die Versorgung von Frau und Kind beeinträchtigen.

Das „Bündnis Gute Geburt“ appelliert an alle Verantwortlichen, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um schnellstmöglich Verbesserungen in der Versorgung herbeizuführen. Ziel muss sein, (werdende) Mütter und Familien in den Mittelpunkt der Geburtshilfe zu rücken, sie wertzuschätzen und rund um die Geburt angemessen zu unterstützen. Entsprechende Strukturen und Angebote sind in Praxen, Kreißsälen, auf Wöchnerinnenstationen und während des Wochenbetts zum Wohle von Frauen und Familien zu schaffen. Auch die interprofessionelle Zusammenarbeit aller beteiligten Berufsgruppen ist zu verbessern.

Das „Bündnis Gute Geburt“ sucht Mitstreiter*innen, die gemeinsam Veränderungen in der Geburtshilfe vorantreiben wollen.

Weitere Informationen
Download Bündnispapier(link is external)

Pressekontakte
Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e. V.
Juliane Beck
E-Mail: beck@akf-info.de(link sends e-mail)

Mother Hood e. V.
Katharina Desery
E-Mail: presse@mother-hood.de(link sends e-mail)

Deutscher Hebammenverband e. V.
Michaela Peeters
E-Mail: presse@hebammenverband.de(link sends e-mail)

Deutscher Frauenrat e. V.
Sibille Heine
E-Mail: heine@frauenrat.de(link sends e-mail)

Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG)
Silke Tamm-Kanj
E-Mail: bag@frauenbeaufragte.de(link sends e-mail)

Silke Tamm-Kanj
Bundessprecherin
Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG)
kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen 
Geschäftsstelle 
Weydingerstraße 14-16 
10178 Berlin