Grußwort von Ministerin Paus zum 4. Gender Award

Rede der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,

Lisa Paus, MdB,

anlässlich der Preisverleihung des „Vierten Gender Awards – Kommune mit Zukunft 2023“ der BAG kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen

am 6. Februar 2023 in Berlin.

Rededauer: ca.10 Minuten, es gilt das gesprochene Wort.

 

Sehr geehrte Bundessprecherinnen der BAG,

sehr geehrte Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte,

sehr geehrte Frau Ganserer,

sehr geehrter Herr Plobner,

sehr geehrter Herr Dr. Rosemann,

sehr geehrte Jurymitglieder,

sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter aus den Städten und Kommunen, liebe Gäste,

 

Herzlich willkommen zur Preisverleihung des „Vierten Gender Awards – Kommune mit Zukunft 2023“.

Wir ehren heute herausragende Gleichstellungsarbeit vor Ort.

Als Bundesfrauenministerin habe ich die Schirmfrauschaft für diesen Preis gern übernommen.

Besonders herzlich begrüße ich alle Teilnehmenden aus den nominierten und den Gewinner-Kommunen.

Alle Kommunen, die sich um den Gender Award beworben haben, zeigen ein beispielgebendes Engagement in Sachen Gleichstellung.

 

Liebe Jury, Sie werden es nicht leicht gehabt haben, zu entscheiden, wer denn nun ausgezeichnet werden soll.

Diesmal haben Nürnberg, Mannheim, Köln, Tübingen und Flensburg das Rennen um den Gender Award gemacht.

 

Liebe Gewinnerinnen und Gewinner,

heben Sie doch einmal die Hände – wo sind Sie?

Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zum Preis.

Wenn man die Einwohner*innen Ihrer fünf Städte zusammenrechnet, kommt man auf etwa 2 Million Menschen. 2 Million Menschen, für die Sie Tag für Tag Gleichstellungsarbeit machen – eine atemberaubende Zahl.

 

Und noch mehr:

Sie entwickeln Ideen, die Schule machen:

 

Die Stadt Nürnberg unterzieht alle Ratsvorlagen einem Diversity Check.

Tübingen lädt zur „Queeren Woche“ ein.

Mannheim bringt mit seinem günstigen FrauenNachtTaxi Frauen sicher ans Ziel.

Und Köln und Flensburg machen ihren öffentlichen Raum sicherer – davon profitieren nicht nur die Mädchen und Frauen, sondern alle Einwohner*innen.

Daran sehen wir, dass Gleichstellung allen nutzt!

Deshalb und wegen der vielen weiteren Maßnahmen, die Sie ergreifen, erhalten Sie heute den Gender Award. Herzlichen Glückwunsch!

Sie haben sich diesen Preis wirklich verdient!

 

Ich möchte die Gelegenheit auch nutzen, um allen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in diesem Raum zu danken:

Sie alle sind der eigentliche Gewinn des heutigen Tages!

Und das, was Sie für ihre Kommune tun, ist ein Gewinn für unsere Gesellschaft!

Denn Sie, liebe Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, sind der Motor für Gleichstellung in den Kommunen.

Sie treiben Gleichstellung Tag für Tag ganz konkret voran.

in den Ausschüssen und Gremien,

in Ihren Netzwerken,

in Ihren Sprechstunden und Beratungen.

Denn Sie wissen, dass sich von allein wenig in Sachen Gleichberechtigung tut.

Sie helfen nach.

Und auch

wenn Sie eigentlich zu wenig Zeit für Ihre vielen Aufgaben haben,

wenn sich die Akten auf Ihren Schreibtischen stapeln, wenn das Geld für die eigentlich wichtigen Projekte fehlt oder wenn Ihnen Steine in den Weg gelegt werden, finden Sie doch immer wieder einen Weg, Ihre Arbeit im Sinne der Frauen und der Gleichstellung zu machen.

Weil Sie es aus Überzeugung tun. Weil Sie Feministinnen von Beruf sind. 

Weil Sie hartnäckig bleiben und sich Verbündete suchen. Ich finde, das ist einen großen Applaus wert!

 

Vielen Dank für Ihren Einsatz!

Verbündete finden Sie auch in der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen.

Die BAG unterstützt Sie mit Rat und Tat.

Auch Ihnen, liebe Bundessprecherinnen, und Ihrem Team, gilt mein großer Dank.

 

Der Gender Award wird heute zum vierten Mal vergeben.

Er steht im Ruf, für einen Motivationsschub in den Kommunen zu sorgen.

Diesen Schub können wir in DEU auch weiterhin gebrauchen!

Denn Gleichstellung haben wir noch lange nicht erreicht.

 

Sie kennen die Lücken, die sich aus dem vermeintlich kleinen Unterschied ergeben:

Die Einkommenslücke – 18%.

Die Rentenlücke – 49%.

Die Sorgearbeitslücke – 52 %.

Wobei das Wort Lücke eine Beschönigung ist –

wir müssen eher von Klüften sprechen!

Und die schließen wir gemeinsam.

Ich versichere Ihnen, diese Bundesregierung ist fest entschlossen, hier schneller voranzukommen.

 

Wir wollen dieses Jahrzehnt zum Jahrzehnt der Gleichstellung machen.

Unser Ziel ist Parität bis 2030 –

ob am Kabinettstisch [an dem sie aktuell wieder verrutscht ist], in den Parlamenten oder in den Chefetagen der Unternehmen:

Da, wo es um Parität und Gleichstellung geht, werde auch ich hartnäckig bleiben – darauf gebe ich Ihnen mein Wort!

 

Was tun wir also mit Blick auf die Kommunen, um Gleichstellung in den nächsten Jahren zu erreichen?

Wir haben die Bundesstiftung Gleichstellung ins Leben gerufen.

Sie soll die Partnerin für Politik, Verwaltung und Unternehmen in Fragen der Gleichstellung sein – und damit auch für Sie!

Die Bundesstiftung wird die praktische Gleichstellungsarbeit stärken, indem sie  Sie dabei unterstützt, die Europäische-Charta für Gleichstellung in den Kommunen umzusetzen.

 

Die Europäische Charta eröffnet einen großen Spielraum für Aktionspläne, die dann speziell für die Situation vor Ort geschmiedet werden müssen.

Wie Frauen und Männer gleichberechtigt ihr Leben gestalten können, entscheidet sich vor Ort.

Sie liebe Aspiranten und Gewinnerinnen des Gender Award beweisen dies.

Kommunen sind als Arbeitgeber Gleichstellungszielen verpflichtet.

Kommunen vergeben Aufträge und erbringen selbst Dienstleistungen aller Art.

Kommunen planen für Wirtschaft und Infrastruktur – im besten Fall nachhaltig.

Und in den Kommunen werden Engagement und Demokratie gelebt. Mal mit mehr, meistens jedoch mit eher niedrigerem Frauenanteil.

Frauen sind auch in der Kommunalpolitik nach wie vor unterrepräsentiert.

Der Anteil der Bürgermeisterinnen liegt bei etwa 10 Prozent –

bei den Oberbürgermeisterinnen sind es nur 8 Prozent.

Das muss sich ändern!

Wir fördern das „Aktionsprogramm Kommune – Frauen in die Politik“, um den Anteil von Frauen in der Kommunalpolitik langfristig zu erhöhen.

 

Und wir wollen die gute Arbeit der Kommunen und Länder im Gewaltschutz unterstützen.

In den Kommunen wird bereits jetzt viel dafür getan, um gewaltbetroffenen Frauen zu helfen.

Doch ein engmaschiges bundesweites Hilfenetz für sie gibt es noch nicht.

Viele Frauen suchen vergebens nach einem Platz in einem Frauenhaus, obwohl sie dringend Schutz und Hilfe benötigen.

Das darf so nicht bleiben!

Deshalb arbeiten wir an einem Bundesgesetz:

Jede Person soll einen Anspruch auf Schutz und Beratung haben, wenn sie von geschlechtsspezifischer oder häuslicher Gewalt betroffen ist.

Und das Hilfenetz aus Frauenhäusern und Beratungsstellen soll endlich finanziell abgesichert werden.

Das wird höchste Zeit.

Denn Gewalt gegen Frauen und geschlechtliche Minderheiten ist eine bittere Realität und steht dem Ziel der Gleichstellung damit massiv im Weg.

 

Liebe Gäste,

wir haben Anfang Februar, das Jahr ist noch recht jung.

Bestimmt haben Sie sich Ziele für 2023 gesetzt.

Ich wünsche Ihnen und uns, dass Sie diese erreichen.

Bleiben Sie der Motor für Gleichstellung in den Kommunen.

Starten wir gemeinsam durch.

Die Ziele heißen Parität und gelebte Gleichberechtigung.

Ich wünsche Ihnen eine tolle Preisverleihung.

Feiern Sie sich und Ihre Erfolge.

Vielen Dank!