Laudatien für die Preisträgerinnen Gender Award - Kommune mit Zukunft 2018

Laudatio für die Region Hannover

Sehr verehrte Frau Ministerin, liebe Preisträgerin, meine Herren, meine Damen, 

für mich als ehemalige Bürgermeisterin einer großen Mittelstadt ist es eine besondere Ehre, hier heute die Region Hannover und damit die überaus engagierte Gleichstellungsarbeit und das Eintreten für mehr Gendergerechtigkeit vorzustellen und die Laudatio zu halten. 

Wikipedia schreibt über die Region: Ich zitiere: „Die Region Hannover ist ein Kommunalverband besonderer Art. Die bevölkerungsreichsten Städte der Region Hannover nach Hannover selbst sind Garbsen und Langenhagen, die flächengrößte Stadt ist Neustadt am Rübenberge (eine der flächengrößten Gemeinden Deutschlands).“ 

Die Region zählt 1,174 Mio Einwohner und Einwohnerinnen. Seit 2006 ist Herr Hauke Jagau Regionspräsident und damit hat er die Verwaltungsleitung der ca 2900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon sind ca 65% weiblich und ca 34% männlich, inne. Die Region Hannover wurde zum 1. November 2001 aus den Kommunen des bisherigen Landkreises Hannover und der bisher kreisfreien Stadt Hannover gebildet, zugleich wurden der Landkreis Hannover und der Kommunalverband Großraum Hannover aufgelöst. Die größte Stadt Hannover wurde in die Region Hannover eingegliedert, behielt jedoch ihren Rechtsstatus als kreisfreie Stadt. In die Region Hannover sind 21 Städte und Gemeinden eingegliedert. Die Gebietskörperschaft Region Hannover bündelt heute wesentliche Leistungen der Daseinsvorsorge, so z.B. ist sie Trägerin des ÖPNV und der Abfallentsorgung, neben anderen sehr wichtigen Aufgaben. Die Region liegt in der südlichen Mitte Niedersachsens. Die Nachbarkreise sind Nienburg/Weser, Heidekreis, (dieser Kreis hat übrigens beim 1. Genderaward den 4. Preis erhalten), Celle, Schaumburg, Gifhorn, Peine, Hameln-Pyrmont und Hildesheim. 

Die Region verfügt über eine Fläche von 2.290,86 qkm. Bedeutende große Firmen haben in der Region Ihren Haupt- oder Deutschlandsitz, wie z.B. Bahlsen, Kind Hörgeräte, Konica usw. Im Zukunftsatlas 2016 belegte die Region Hannover Platz 82 von 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Regionen mit „ hohen Zukunftschancen“. 

Ich behaupte einmal „ kess“, da haben das Team der Gleichstellungsstelle der Region Hannover, aber auch die Gleichstellungsbeauftragten in den einzelnen Kommunen einen - wenn auch kleinen - Anteil. 

Sie schreiben auf ihrer Homepage: ich zitiere: Das Team der Gleichstellung der Region Hannover arbeitet für die Interessen der Menschen in der Region. Das Ziel ist mächtig: eine Welt, in der die Gleichberechtigung von Frauen und Männern Wirklichkeit ist. Ein wesentlicher Gesichtspunkt, der uns als Jury bei der Bewertung wichtig war, war der Vernetzungsgedanke, insbesondere in die Fläche hinein. Das Team arbeitet mit zahlreichen Multiplikatoren und Multiplikatorinnen zusammen, die sich in Netzwerken organisiert haben. Hiervon profitieren z. B. auch die Bürger und Bürgerinnen in der kleinsten Gemeinde der Region. Ein wunderbares Beispiel ist das Thema der Nahversorgung: Die Region fördert die Entstehung von Dorfläden. Das Interesse an Ihnen und deren Anzahl wächst im gesamten Regionsgebiet. In dem Wissen, dass Frauen weniger oft einen PKW zur Verfügung haben und noch die meisten Einkäufe erledigen ( ich habe es z B. seit Jahren in meinem privaten Alltag geschafft, dass dies mein Mann erledigt ) und dass sie älter und damit auch unmobiler werden, ist der Aufbau von Dorfläden gleichstellungsrelevant. Dorfläden – so die Gleichstellungsstelle in ihrer Bewerbung - sichern nicht nur die Nahversorgung, sie sind oft auch etwas wie die Seele des Ortes. 

Die AG der Gleichstellungsbeauftragten in der Region Hannover wirkt darauf hin, dass frauen- und gleichstellungspolitische Themen auf die öffentliche und politische Agenda kommen. Die Gleichstellungsbeauftragte der Region oder früher des Landkreises koordiniert und leitet diese Aufgabe seit über 25 Jahren. Es geht hier insbesondere um kollegiale Beratung, Qualifizierung, gemeinsame Positionen, Produkte und Veranstaltungen. Einige wichtige Maßnahmen, sind hier zu erwähnen: Einmal, das Forum gegen häusliche Gewalt, es vernetzt die 12 Lokalen Runden Tische gegen häusliche Gewalt in den Kommunen mit den 3 Frauenhäusern, den Frauenberatungsstellen und den beiden BISS Stellen. Es gibt dieses Forum jetzt schon 7 Jahre und es hat eine Arbeitshilfe Frauenschutz- Kinderschutz entwickelt, die von den Fachleuten sehr begrüßt wurde, zudem stark nachgefragt wird. Ebenso zu nennen sind das Aktionsbündnis „ Stoppt sexualisierte Gewalt“ 2016 haben sich Frauenhäuser und Frauen- und Mädchenberatungsstellen in der Region, unterstützt vom Landesfrauenrat Niedersachsen, der Landes-AG kommunaler Frauenbüros und Vertreterinnen aus Parteien, Gewerkschaften und Verbänden zusammengeschlossen, um nach einer gemeinsamen Veranstaltung anlässlich der weltweiten „ One Billion Rising- Aktion“ weitere thematische Schwerpunkte zu bearbeiten. 

Die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten erfährt auch die Unterstützung der Politischen Gremien in der Region. Erkennen kann man dies daran, dass das Team aus 5,5 Stellen besteht und Verantwortung für einen Etat von ca. 1 Million Euro hat. An der Umsetzung von Gender Mainstreaming wird seit 15 Jahren gearbeitet. Es ist darüber hinaus eine Stelle einer Genderkoordinatorin durch Beschluss der Politik geschaffen worden. 

Der Anteil der Kommunalpolitikerinnen besteht zwischen 25-37%. Da ist sicher noch viel Luft nach oben. Hier sind natürlich insbesondere die einzelnen Parteien/Fraktionen in der Region gefragt, mehr Frauen bei der nächsten Kommunalwahl auf aussichtsreichen Positionen aufzustellen. 

In der allgemeinen Dienst- und Geschäftsanweisung der Region Hannover heißt es unter dem Punkt: Gender Mainstreaming: „Die Verwirklichung der Gleichstellung ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Das heißt:, dass alle Beschäftigten in ihrer täglichen Arbeit die unterschiedlichen Situationen und Bedürfnisse der Geschlechter wahrnehmen und berücksichtigen sowie Entscheidungen bzw. Handlungen auf ihre geschlechtsspezifischen Wirkungen überprüfen und - falls nötig - auch verändern. Derzeit läuft ein Projekt für Gender Budgeting, bevor es dann auch in die Fläche geht. Die Region versteht das Gender Budgeting als integralen Teil der Strategie von Gender Mainstreaming. In diesem Zuge haben die Beschäftigungsförderung und die Gleichstellung ein Konzept für die Einführung und Umsetzung entwickelt. Dabei richtet sich der Fokus zunächst auf den Bereich der Zuwendungen. Es wurde Wert darauf gelegt, ein praxisorientiertes Konzept zu entwickeln, welche Steuerungsmöglichkeiten für Führung und Politik bietet. Weiter wurde darauf geachtet, keine „Insellösung“ für den Pilotbereich zu entwickeln, sondern das Konzept so anzulegen, dass eine Ausweitung auf andere Fachbereiche und eine Darstellung im Haushalt der Region Hannover möglich ist. Nur ein Beispiel: Es gibt erste Erhebungen im Team Kultur zur Auftrittsvergabe an Frauen und Männer, auch Erkenntnisse über die Besucher, Besucherinnen an einem Veranstaltungsort liegen mittlerweile vor. Verwaltungsintern stärkt das Team der Gleichstellung sehr stark die Führungskräfte im Bereich Genderkompetenz. Alle neuen Führungskräfte durchlaufen eine Pflichtschulung. Im Nachgang zum Seminar findet ein individuelles Gespräch mit der Genderkoordinatorin statt, um die Inhalte der Schulung in Zusammenhang mit den eigenen Fachaufgaben und mit dem Controllinginstrument Gleichstellungsbericht zu setzen. 

Z.B. Bietet die Region Hannover seit 2012 ihren Beschäftigten die Möglichkeit, ihre Kinder im Alter von 8 Wochen bis zu drei Jahren in einer Betriebskrippe betreuen zu lassen. Dies ist ein wichtiger Bestandteil von Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Region hat sich mit dem Audit berufundfamilie zertifizieren lassen und sich damit auf einen strukturierten Weg zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Pflege für Frauen und Männer begeben. Neben Angeboten zum mobilen Arbeiten, der Förderung einer aktiven Übernahme von Sorgearbeit durch Väter, Möglichkeiten von Führen in Teilzeit hat die Region - wie schon erwähnt - eigene Kinderbetreuungsmöglichkeiten geschaffen. Bei den Arbeitszeitmodellen ist sie sehr flexibel, zwischen 6.00 Uhr - 20.00 Uhr können 15-40 Wochenstunden gearbeitet werden. Durch die Zertifizierung wird auch an diesem Punkt auf ein transparentes Verfahren gesetzt, dass Fortschritte beschreibbar macht. Was den Bereich Gesunderhaltung ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angeht, hat die Region einer sehr breite Palette an sportlichen Angeboten. Nur ein Beispiel: Eine staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin bietet kostenfrei die „ bewegte Mittagspause“ sechs Mal im Jahr eine Woche lang an. Es gäbe natürlich noch einiges zu erwähnen, aber das würde den Rahmen der Laudatio sprengen. 

Herzlichen Glückwunsch zum 1. Preis des 2. Genderaward. Ihnen ist in hervorragender Weise gelungen, Gleichstellung mit vielen anderen Akteuren und Akteurinnen in die Fläche zu bringen und ein komfortables Netzwerk aufzubauen. „Frau“ sagt man ja nach, dass sie zu wenig und nicht intensiv genug „netzwerken“. Das kann frau/man den Akteuren und Akteurinnen in Hannover nicht nachsagen. Wir gratulieren den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und auch besonders natürlich den Bürgern und Bürgerinnen der Region Hannover zu diesem Preis. Ruhen Sie sich nicht auf dem Erreichten aus, es gibt noch viel zu tun, packen wir es gemeinsam an! 

Maria Unger, Bürgermeisterin a.D.

Laudatio für die Stadt Frankfurt am Main

Sehr geehrte Frau Bundesministerin, sehr geehrte Preisträgerinnen, meine Damen und Herren. 

Es ist mir eine besondere Freude und Ehre heute die Laudation auf die zweite Preisträgerin des diesjährigen Gender Awards halten zu dürfen. Die Stadt Frankfurt. Frankfurt war und ist eine besondere Stadt, und ich mochte und mag Frankfurt schon immer. Kunststück werden Sie sagen, Frankfurt ist ja auch toll. Doch damals, in den 80er Jahren, als ich mein Studium soeben beendet hatte und meine berufliche Laufbahn als Journalistin startete, war Frankfurt, in meiner Szene, mit wenig schmeichelhaften Attributen belegt: Krankfurt, Bankfurt, Mainhattan und was es da so mehr an Begriffen gab. Aber ich mochte Frankfurt, wie gesagt, schon immer, weil es so anders und so vielgestaltig war. Es glänzte mit einer anspruchsvollen intellektuellen Szene, übrigens auch in feministischer Theorie, es besaß eine selbstbewusste engagierte Stadtgesellschaft, und Frankfurt war bereits damals eine internationale Stadt als Medien-, Finanz- und Wirtschaftszentrum. 

Das war das Westberlin der 80er Jahre bei weitem nicht. In unserer Mauerstadt wehte eher oft ein kleingeistiger Wind. So etwas wie eine Stadtgesellschaft konnte man sich gar nicht vorstellen, man war subventioniert und tobte sich im Schatten der Mauer auf seinen diversen Spielwiesen aus. Man hörte kein Englisch auf den Straßen, sondern eher Schwäbisch. 

Frankfurt hat auch eine vielgestaltige und beindruckende Geschichte in puncto Frauenbewegung. Wir „feiern“ dieses Jahr 50 Jahre 68er Bewegung. Es passierte in Frankfurt, dass die männlichen Eminenzen des SDS, des sozialistischen Studentenbundes - die Zeiten, in denen man Studierendenbund sagen würde, liegen noch in ferner Zukunft – mit Tomaten beworfen wurden, ob ihrer Ignoranz den Anliegen der Frauen gegenüber. Der Tomatenwurf wurde zu so etwas wie einem Fanal für die zweite (west)deutsche Frauenbewegung. 

Frankfurt war auch sehr früh eines der Zentren der Frauen-Projekte-Bewegung, die bis heute entscheidende Themen ins öffentliche Bewusstsein gerückt haben und mit wegweisenden Projekten praktische Lösungen anboten: Frauen- und Lesbenzentren, Frauenhäuser und Notrufe, Buchläden und Verlage. Frankfurt wurde auch zu Vorreiterin für die universitären Frauenstudien, die späteren Gender Studies 1987 erhielt die Soziologin Ute Gerhard den bundesweit ersten Lehrstuhl mit einer entsprechenden Nomination an der Frankfurter Goethe Universität. Ein erster Höhepunkt der, nun institutionalisierten Frauenforschung war unter anderem die internationale Konferenz „Menschenrechte haben (k)ein Geschlecht“. Ute Gerhard hatte diese aus Anlass der 200-Jahrfeier der französischen Revolution 1989 in der Frankfurter Paulskirche organisiert. Wie sagte Olympe de Gouges: wenn Frauen das Recht haben, die Guillotine zu besteigen, dann auch das Recht auf der Tribüne zu reden. 

Bis heute profitiert Frankfurt von einer kreativen feministischen Szene. Die Stadt konnte und kann in ihrer institutionalisierten Gleichstellungspolitik auf sehr viel aufbauen. Das Bemerkenswerte ist jedoch, dass seit Jahren die politisch Verantwortlichen in der Stadt und in der Verwaltung es eben auch verstanden haben, diesen Schatz zu heben. Sie haben erkannt, welche Rolle moderne Gleichstellungspolitik für die Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger spielt. Es geht bei Gleichstellung eben nicht um Gleichmacherei, wie so oft böswillig unterstellt wird, sondern im Gegenteil um Freiheit. Um die Freiheit jenseits von Rollenmustern und sozialen Grenzen gleiche Chancen zu haben und sein eigenes Lebens selbst bestimmt in die Hand nehmen zu können. Das gilt für Frauen und für Männer und das gilt für Frauen und Männer in ihrer Vielfalt. Denn fast die Hälfte der rund 736 000 EinwohnerInnen hat einen Migrationshintergrund. 

Wie also sieht es heute aus? Warum ist Frankfurt zur Preisträgerin für eine vorbildliche kommunale Gleichstellungspolitik gekürt worden? Von der strukturellen Verankerung her gibt es zum einen das verwaltungsinterne Gleichstellungbüro zum anderen das extern orientierte Frauenreferat. Dafür stellt die Stadt umfangreiche finanzielle, vor allem auch personelle Kapazitäten für die Gleichstellungspolitik zur Verfügung: 9 Stellen im Gleichstellungsbüro und 11 Stellen im Frauenreferat. Darüber hinaus fördern viele Dezernate der Stadt – im Bereich Sport, Kultur usw. –im Sinne des Gender Mainstreaming-Ansatzes entsprechende Projekte. 

Ich finde dieses Engagement wirklich bemerkenswert. Viele Unternehmen könnten sich davon eine Scheibe abschneiden. Da werden Diversity und Chancengleichheit auf der Webseite und in der Imagebroschüre großgeschrieben, aber die Diversity-Managerin hat dann 1.4 Stellen und man lässt sie oft genug an der ausgestreckten Hand verhungern. 

Kurz einige Punkte zur verwaltungsinternen Praxis: Um Gender Mainstreaming umzusetzen, müssen insbesondere Führungskräfte die entsprechende Offenheit und auch Kenntnisse dafür mitbringen, was dies in der Praxis heißt. In den Ausschreibungen wird daher als Anforderungsmerkmal für Führungspositionen Gender-Kompetenz verlangt. Das 2017 neu eingeführte Beurteilungswesen beinhaltet auch Aspekte zur Wertschätzung von Diversität und chancengerechter MitarbeiterInnen-Führung und -entwicklung. Dies bedeutet für Führungskräfte Chancengleichheit zu gewährleisten und individuelle Kompetenzen zu schätzen, wozu auch Kompetenzen gehören, die in der Elternzeit oder bei der Pflege von Angehörigen erworben wurden. 

Neben Gleichstellungsplänen und umfangreichen Angeboten zur Information und Qualifizierung wird in der Frankfurter Verwaltung auch bei der Vereinbarkeit von beruflicher Karriere mit Familie bzw. Pflege sehr viel getan. Das ist wirklich „State of the Art“. Es gibt Angebote für Frauen und für Männer zum Thema Vereinbarkeit, Regelungen zu flexiblem und mobilem Arbeiten, Ausbildung ist in Teilzeit möglich und auch Führungspositionen können in Teilzeit ausgeübt werden. All diese Angebote werden durch eine eigene Ansprechperson koordiniert. 

Was macht die Stadt Frankfurt nach außen hin? Frankfurt war eine der ersten Städte, die der Europäischen Charta für Gleichstellung beigetreten sind und auch hier gab es personelle und finanzielle Ressourcen für das mit dieser Aufgabe betraute Frauenreferat. In einem breit angelegten Beteiligungsprozess wurde u.a. ein Aktionsplan zum Thema „Frankfurt wird gerechter. „Community of practice“ entwickelt und eine „Mixed Leadership Akademie“ für Frauen in Führung aufgebaut. Ferner organisiert das Frauenreferat u.a. höchst spannende, zeitgemäße Veranstaltungen, die tatsächlich auch verschiedene Generationen ansprechen können. Ein Besuch auf der Webseite ist absolut lohnenswert und inspirierend. 

Lange war Frankfurt auch Spitzenreiterin im Gender Ranking deutscher Großstädte der Heinrich-Böll-Stiftung, das den Anteil von Frauen im Rat und in den kommunalen Führungspositionen als Indikator hat. 2017 nahm Frankfurt „nur“ den dritten Platz ein. Der Anteil der Frauen im Stadtrat ist jedoch weiterhin überdurchschnittlich hoch. Lange Zeit wurde Frankfurt von einer Frau als Oberbürgermeisterin regiert. All dies hat dazu beigetragen, dass Gleichstellungspolitik den Stellenwert hat, den sie verdient. Und es zeigt, wie wichtig es ist, dass Frauen gleichberechtigt in den Parlamenten und in den politischen Führungspositionen vertreten sein sollten. 

Die Stadt Frankfurt ist aktuell auch Kooperationspartnerin in der Kampagne des BMFSFJ und der EAF Berlin zu 100 Jahre Frauenwahlrecht. Hier stellen wir die Fragen: Was haben wir erreicht, wo stehen wir heute und was ist noch zu tun? Das Historische Museum Frankfurt eröffnet die Kampagne mit einer großen Jubiläumsausstellung am 29. August. Die Ausstellung würdigt die Frauen, die zur Entstehung der Weimarer Republik und zur Einführung des Frauenwahlrechts 1918/1919 in Deutschland beitrugen. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Franziska Giffey, hat die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen. Sehr geehrte Frau Bundesministerin, ich freue mich sehr, dass wir in Frankfurt, vor Ort, dann noch einmal zusammen mit den Preisträgerinnen feiern und auf all ihre Erfolge und die Erfolge unserer Vorgängerinnen anstoßen dürfen. Doch zunächst nochmals herzlichen Glückwunsch an die Preisträgerin! Ihre Leistungen verdienen allen Respekt, sie inspirieren und machen Lust, es Ihnen gleich zu tun. Man kann nur sagen: weiter so! Vielen Dank. 

Dr. Helga Lukoschat, Vorsitzende der EAF Berlin

Laudatio für die Landeshauptstadt Düsseldorf

Sehr geehrte Frau Ministerin, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Preisträgerinnen und Preisträger, 

es ist mir eine ganz besondere Freude, als Mitglied der Jury beim Zweiten Gender Award die Laudatio für die Preisträgerin, die Stadt Düsseldorf, halten zu dürfen. 

Grundsätzlich ist eine Laudatio eine feine Sache! Es gibt Erfreuliches zu verkünden, die Rednerin darf loben, alle sind beglückt. Es wird Sie nicht überraschen, dass ich in meinem langen Berufsleben schon manche Rede habe halten müssen, die weniger Erfreuliches beinhaltet hat: die Benennung von Problemen, die Positionierung in schwierigen Konflikten, oder gar die Kürzung von finanziellen Mitteln – Sie wissen, wovon ich rede! Wie wunderbar, dass es auch Gelegenheiten gibt, Positives in den Fokus zu rücken! Und dies umso mehr, als es hier um ein schwieriges Feld geht, das es zu beackern gilt: die Umsetzung des Art. 3 Abs. 2 unseres Grundgesetzes, die Verwirklichung des Gleichstellungsgebotes von Frau und Mann. Willy Brandt soll einmal gesagt haben: „Der Fortschritt ist eine Schnecke auf Glatteis.“ Ich glaube, gerade für die Gleichstellungspolitik lässt sich das sagen! Umso notwendiger ist es, mit fachlicher Kompetenz, Kreativität und Zähigkeit Gleichstellungsarbeit zu gestalten! 

Die Jury hat es sich nicht leicht gemacht, das kann ich Ihnen berichten! Wir haben miteinander gerungen, haben uns an einem ausgeklügelten Bewertungsschema abgearbeitet, um jedes Pünktchen gefeilscht. Ich habe mich als Vizepräsidentin des Deutschen Juristinnenbundes in sachkundiger, engagierter Gesellschaft befunden, und das hat Freude gemacht! Wir konnten die unterschiedlichsten Perspektiven einbringen, das hat sich hervorragend ergänzt. Und zum Schluss haben wir einvernehmlich entschieden. 

Die Bewerbung von Düsseldorf war einfach überzeugend! Nicht nur im Detail, in der Sorgfalt und Transparenz, mit der die vielen einzelnen Elemente der Arbeit dokumentiert wurden. Viel wichtiger noch war, dass diese Maßnahmen erkennbar eingefügt sind in ein Gesamtkonzept, auf dessen Grundlage die Stadt schon seit Jahrzehnten innovative und nachhaltige gleichstellungspolitische Ziele verfolgt und umsetzt. Es ist sicher kein Zufall, dass Düsseldorf bei seiner Bewerbung dieses politische Selbstverständnis, diese Tradition, diesen Anspruch, noch einmal in einem separaten Papier verdeutlicht hat. 

Ich möchte das einfach mal zitieren: Die Stadt hat danach die Auszeichnung verdient, weil sie schon seit über 30 Jahren, bei wechselnden politischen Mehrheiten, kontinuierlich zeitgemäße Gleichstellungsarbeit geleistet hat. 

Weil sie, frei nach dem Motto, „Zusammen sind wir stärker!“, KooperationspartnerInnen gesucht, Netzwerke gebildet und Kooperationen ständig optimiert hat. Weil sie, kurz gesagt, drei Ziele konsequent verfolgt: bewusst machen, bewirken, bewegen! Das bringt es wunderbar auf den Punkt. 

Ich darf Ihnen auch verraten, warum es für mich, ganz persönlich, eine besondere Freude ist, dass der dritte Preis aufgrund der Entscheidung der Jury nun an die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen geht: ich war in meinem früheren Leben in diesem Bundesland Abteilungsleiterin für Frauenpolitik, und habe in dieser Funktion immer wieder die frauenpolitische Arbeit in dieser Stadt erlebt. Als eine besonders prägnante Facette möchte ich hier die Anti – Gewaltarbeit benennen, die weit über die regionalen Grenzen hinaus nach wie vor Maßstäbe setzt. In den Sinn kommt mir auch die leider viel zu früh verstorbene langjährige Gleichstellungsbeauftragte, Prof. Dr. Gesine Spieß, die Weichen gestellt hat, und die auch bei ihrer späteren wissenschaftlichen Tätigkeit als Professorin immer wieder aus dem Erfahrungsschatz ihrer Tätigkeit in Düsseldorf schöpfen konnte. Aus eigener Anschauung kann ich bestätigen: Es gelingt der Stadt Düsseldorf in der Tat seit Jahrzehnten, Gleichstellungsarbeit querschnittmäßig in alle Politikfelder einfließen zu lassen, und das ist eine großartige Leistung! 

Last but not least bin ich auch als Bürgerin dieser Stadt ganz persönlich hoch erfreut, dass Düsseldorf aufgrund der Juryentscheidung diese verdiente Auszeichnung erhält. Ich lebe gerne in einer Stadt, die den verfassungsrechtlichen Auftrag zur Gleichstellung von Frau und Mann ernst nimmt und mit Leben erfüllt. Herzlichen Dank. 

Claudia Zimmermann-Schwarz, Deutscher Juristinnenbund